Peter Eisenman Stararchitekt und Architekturkritiker, New York

Peter Eisenman wurde am 11. August 1932 als Sohn jüdisch-deutscher Einwanderer in New Jersey, USA, geboren.

Er hat weltweit bedeutende Bauten entworfen wie etwa das House VI in Cornwell, Connecticat, das University of Phoenix Stadium, Glendale, und das Denkmal für die Ermordung der europäischen Juden in Berlin. Außerdem hatte und hat er bedeutende Lehrstühle für Architektur inne wie in Harward, Princeton und Yale.

Eisenman gründete 1967 das Institute of Architecture and Urban Studies. Er gehörte neben Michael Graves, Charles Gwathmey, John Hejduk und Richard Meier zur Architektengruppe New York Five, die sich der Wiederbelebung des Stils von Le Corbusier verschrieben hatte. Er ist einer der wichtigsten Kulturkritiker heutiger Architektur und mahnt Architekten an, neue Architektur zu entwickeln, die auch jenseits ihrer reinen Funktion Bestand hat.

Eisenman fordert die Rückbesinnung auf große Entwürfe der architektonische Moderne der 1920er und 1930 Jahre. Dazu zählen für ihn auch italienische Architekten, die in Mussolinis Auftrag neue wegweisende Seebäder und Kurzentren erbauten. Auch Eisenman kann sich der Faszination dieser ästhetisch schönen und rationalistisch-schlichten Bauten nicht entziehen.

Susanna Misgajski Kuratorin und Pädagogin, Rügen, www.prora-zentrum.de

Susanna Misgajski wurde 1956 in Eutin geboren. Sie studierte in Kiel Geschichte und Germanistik für das Lehramt und schloss ihr Referendariat 1986 mit dem Zweiten Staatsexamen ab. Seit 1986 arbeitete und forschte sie zu historischen Themen im Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Schloss Gottorf und im Landesarchiv Schleswig-Holstein. In der Zeit von 1995 bis 1999 forschte und arbeitete sie zum Thema der „Euthanasie“ in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig in der NS-Zeit. Im Rahmen dieser Arbeit entstand die Ausstellung „Der Hesterberg. 125 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik in Schleswig.

Seit 1999 lebt und arbeitet Misgajski auf der Insel Rügen, wo sie ab 2001 Mitarbeiterin des gemeinnützigen Vereins PRORA-ZENTRUM e.V. wurde, seit 2009 hat sie die Leitung der Einrichtung übernommen. Hier forscht sie zur Geschichte der historischen Anlage Prora, dem geplanten „KdF-Seebad Rügen“ in der nationalsozialistischen Zeit und dem Militärstandort Prora in der Zeit der DDR sowie zu zeitgeschichtlichen historischen Themen der Region. Zugleich erarbeitete sie historische Ausstellungen wie „Opposition und Widerstand. Bausoldaten in Prora 1964-1989“ und entwickelt bis heute pädagogische Angebote zu unterschiedlichsten Themenbereichen der NS- und DDR-Geschichte Proras der Region ebenso wie internationale Projekte zu historischen Themenstellungen. Einzelne Forschungsergebnisse wurden in den Veröffentlichungen des PRORA-ZENTRUMs oder in historischen Zeitschriften der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Rainer Eppelmann Letzter Verteidigungsminister der DDR, Bürgerrechtler, Pfarrer

Die Eltern des am 12. Februar 1943 geborenen Rainer Eppelmann waren Anhänger des Hitlerregimes. Der Vater, gelernter Zimmermann, arbeitete als SS-Unterscharführer in den Konzentrationslagern Buchenwald und Sachsenhausen. Auch die Mutter war bekennende Nazi-Anhängerin.

Wegen Nichteintritt in die Freie Deutsche Jugend (FDJ) konnte Rainer Eppelmann kein Abitur in der DDR ablegen und seinen Berufswunsch Architekt nicht verfolgen. 1966 verweigerte Eppelmann den Dienst an der Waffe und den Fahneneid auf die DDR. Deshalb musste er eine achtmonatige Gefängnishaft verbüßen.

Eppelmann studierte später Theologie und betreute als Pfarrer vor allem oppositionelle Jugendliche in der DDR. Seine ab 1979 in der Ost-Berliner Samaritergemeinde organisierten Bluesmessen wurden ein Zentrum der DDR-Opposition. Das Ministerium für Staatssicherheit versuchte mehrere Mordanschläge durch manipulierte Autos, die allerdings misslangen.

Nach der ersten und einzigen freien Wahl in der DDR am 18. März 1990 wurde Eppelmann DDR-Verteidigungsminister und wickelte die Nationale Volksarmee der DDR auch in Prora ab. Von 1990 bis 2005 war Eppelmann Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU. Er ist ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Vittorio Magnago LampugnaniEmeritierter Professor für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich, Architekt und Architekturtheoretiker

Vittorio Magnago Lampugnani wurde 1951 in Rom geboren. Er studierte Architektur an den Universitäten Rom und Stuttgart. 1984 – 85 folgte die Professor an der Graduate School of Design der Harvard University in Cambridge, 1990 – 94 war er Universitätsprofessor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Städelschule) in Frankfurt am Main. Von 1994 -2016 war Lampugnani ordentlicher Professor für Geschichte des Städtebaus an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

Unter seiner Ägide sind zahlreiche stark beachtete Ausstellungen entstanden. So leitete er 1984 die Ausstellung „Das Abenteuer der Ideen. Architektur und Philosophie seit der industriellen Revolution“ in der Neuen Nationalgalerie Berlin (1985 in Mailand). 1990–95 war er Direktor des Deutschen Architektur-Museums in Frankfurt am Main.

Seit 1980 hat Lampugnani ein eigenes Architekturbüro: erst in Berlin und dann in Mailand und Zürich. Wichtige Projekte sind der Bürokomplex im Block 109, Berlin (1991-96), die Wohnhausgruppe in Maria Lankowitz, bei Graz (1995-99), und der Eingangsplatz des Audi-Forums in Ingolstadt (1999-2001), sowie die städtebauliche Gesamtplanung des Novartis Campus in St. Johann, Basel (2001ff) u.v.m.

Lampugnani ist einer der bedeutendsten Städtebautheoretiker. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter das Standardwerk „Architektur und Städtebau des 20. Jahrhunderts“, das „Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts“ und „Moderne Architektur in Deutschland 1900 – 1950: Reform und Tradition“

Ulrich Busch Erster Projektentwickler in Prora

Ulrich Busch, geboren am 20. November 1964 in Berlin-Pankow, ist Projektentwickler und Investor in Prora. Er ist der Sohn des kommunistischen Arbeiterliedersängers und Schauspielers Ernst Busch. Der Vater wurde nach dem knappen Überleben als Gefangener des Naziregimes zu einer Ikone in der DDR. Hinter den Kulissen sorgten jedoch Konflikte zwischen der SED-Parteiführung und dem berühmten Vater immer wieder zu Zerwürfnissen, was auch dem Sohn nicht verborgen blieb.
Ulrich Busch nahm 1984 das Medizinstudium an der Humboldt-Universität Berlin auf, das er aus politischen Gründen aber 1986 aufgeben musste. 1987 stellte er einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik Deutschland, weil er die DDR nicht mehr auf dem Weg jener Werte sah, für die der Vater einst gekämpft hatte. Erst im Februar 1989 konnte Ulrich Busch die DDR gegen die Übergabe des künstlerischen Nachlasses des Vaters verlassen. Nach der Wende stieg Busch als Projektentwickler im Ostseebad Binz in das Immobiliengeschäft ein.

Im Jahr 2006 erwarb Busch zwei Blöcke des inzwischen unter Denkmalschutz gestellten „Koloss von Rügen“ in Prora. In den Folgejahren schuf er durch seine Verhandlungen mit der zuständigen Gemeinde Binz und den Behörden des Denkmalschutzes Baurecht. 2016 eröffnete er den ersten Hotelbetrieb im sanierten Prora. Er hat insgesamt rund 370 Apartments saniert. Als Projektentwickler engagiert er sich weiterhin für die Transformation Proras, die er als sein Lebenswerk bezeichnet.

Katja Lucke Leiterin des Dokumentationszentrums Prora

Katja Lucke wurde 1967 in Berlin geboren. Sie studiert Neuere Geschichte, Philosophie und Spanisch an der Technischen Universität Berlin sowie am Zentrum für Antisemitismusforschung der Freien Universität Berlin.

Nach ihrem Studium arbeitete sie als Freie Dozentin, Multiplikatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Bereichen Bildung, Recherche, Dokumentation und Ausstellungen) in Dokumentations- und Bildungsstätten wie Yad Vashem (Jerusalem), Stiftung Topographie des Terrors (Berlin), Deutsch-Russisches Museum Karlshorst (Berlin), Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit Schöneweide (Berlin), Anne Frank Zentrum (Berlin), Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (Oranienburg) u.a. und bei verschiedenen unabhängigen Projekten.

Ab 2013 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dokumentationszentrum Prora tätig, 2015 übernahm sie die wissenschaftliche Leitung des Dokumentationszentrums. Sie begleitete bzw. kuratierte die Ausstellungsprojekte „Von Prora hinter die Fronten – Vergessene Opfer deutscher Polizeibataillone“ (2018) und „Baustelle Prora-Die Pläne“ (2020).

Justinian Jampol Historiker, Gründer des „Wende-Museum“ in Los Angeles

Justinian Jampol wurde 1978 in Los Angeles, USA, geboren. Im Alter von 24 Jahren gründete er 2002 in Los Angeles das „Wende-Museum“ und entwickelte es in der Folgezeit zur größten Artefakte- und Kunstsammlung des Kalten Krieges außerhalb Europas. Allein aus der DDR-Zeit verfügt das Museum über 100.000 Ausstellungsstücke, die den Alltag, die Kunst, aber auch staatliche Unterdrückung zeigen und einordnen.

Der Sohn polnisch-jüdischer Einwanderer spezialisierte sich während seines Studiums der modernen Geschichte an der Oxford University auf Russische und Osteuropäische Geschichte und Philosophie. Als sich die Menschen in Osteuropa und in der DDR von ihrer Vergangenheit trennen wollten, hielt Jampol mit seiner Sammlung diese untergegangene Geschichte auf einzigartige Weise fest. Die Sammlung ordnet die Gegenstände in die Geschichte und was sie für die Menschen bedeutet haben ein. Eine Auswahl davon zeigt seine über 900 Seiten dicke Enzyklopädie „Jenseits der Mauer“ an Hand von 2.000 Ausstellungsstücken über das Leben in der DDR.

Prora ist für Jampol auch ein Symbole der vergangenen Geschichte. Der Ort zeigt und verdeutlicht für ihn auf subtile Weise die verschiedenen Epochen deutscher Geschichte, die in Prora zu Leben erweckt werden.

Eric ZuelowProfessor für Geschichte und Philosophie, University of New England, Maine (USA) spezialisiert auf die Geschichte des Tourismus

Eric G. E. Zuelow leitet das Institut für Geschichte und Philosophie an der University of New England in Biddeford, Maine (USA). Er ist spezialisiert auf die Geschichte des Tourismus. Zuelow schrieb das Standardwerk „Die Geschichte des modernen Tourismus“ (Palgrave, 2015) und ist Herausgeber verschiedener Publikationen zum Thema Tourismus, wie „Touring Beyond the Nation: A Transnational Approach to European Tourism History (Ashgate, 2011)“ und der Buchreihe „Histories and Cultures of Tourism“ der Cornell University Press. Zuelow hat außerdem die Funktion des Chefredakteurs des „Journal of Tourism History“ inne.

Zuelow sieht als einen wesentlichen Treiber für die Entstehung des Tourismus die Entdeckung fremder Welten durch die Europäer. Beauftragte wurden von ihren Herrschern in die Fremde geschickt, um die Welt und ihre Schätze zu erkunden. Die Geschichten, die sie mitgebrachten von exotischen Welten, hätte die Phantasie der Menschen angeregt und ihre Reisesehnsucht geweckt. Natürlich habe es einige Jahrhunderte gebraucht, bis sich nicht nur Adlige oder reiche Kaufleute diesen Reisewunsch erfüllen konnten.

Marco d’EramoSoziologe und Publizist, Rom

Marco d’Eramo ist Sohn des faschistischen Philosophielehrers und Rechtshegelianers Pacifico d’Eramo und der Schriftstellerin Luce d’Eramo, die in jungen Jahren ebenso Anhängerin der faschistischen Ideologie war. Die Ehe der Eltern ging auseinander. Marco d’Eramo wuchs bei seiner Mutter auf.

D´Eramo studierte Theroretische Physik in Rom und Soziologie in Paris. Er ist Mitgründer der linksausgerichteten italienischen Tageszeitung Il Manifesto. Er schrieb unter anderem auch für La Repubblica und L’Espresso als Korrespondent in New York und Paris.

Die Wurzeln seiner Familie sind einer der Hauptmotivationen für Marco d´Eramo, sich mit der Genesis des Faschismus auseinanderzusetzen. D’Eramo beschäftigt sich auch mit dem Phänomen des Massentourismus und seiner Ursachen. Er ist Autor des Buches „Die Welt im Selfie“, in dem er die Konfliktlinien zwischen den Touristen und Einheimischen, etwa am Beispiel Mallorcas, beschreibt. Außerdem geht er der Frage nach, was uns dazu antreibt, sich mit Fotos vor berühmten Bauwerken ablichten zu lassen. Er muss es wissen: D´Eramo wohnt in Rom in der Nähe des Kolloseums.

Sowie

Wim Cox, geboren 1938, selbständiger Fotograf aus Köln. Er übernahm 1971 die Fotowerkstatt und das Archiv der Fotografenbrüder Schmölz, die ab 1936 den Prora-Bau fotografisch begleiteten. Wim Cox verfügt über das umfangreichste Fotoarchiv zu Prora.

Antonio Ghinzoli, italienischer Architekt aus Pisa. Er hat den Transformationsprozess des ehemaligen Kinderferienheims aus faschistischer Zeit, die „Colonia marina, Rosa Maltoni Mussolini“ vorangetrieben, sie renoviert und restauriert. Direkt daneben schuf er das neue Ferienressort „Regina del Mare“.

Romy Guruz, geboren 1974 in Dresden, studierte Architektin (TU Dresden). Sie übernahm 2017 das Bauamt der Gemeinde Binz. Sie ist verantwortlich für den Transformationsprozess von Prora zu einem funktionierenden Ostseebad.

Hendrik Liersch, geboren 1962 in Ost-Berlin, Verleger und Autor. Er verbrachte seinen Armeedienst in der NVA der DDR von 1987 bis 1988 in Prora. Liersch gehörte der Oppositions- und Friedensbewegung in der DDR an, weshalb ihm ein Studium verwehrt wurde.

Massimo Ricci, Massimo Ricci, Direktor Riminiterme. Ricci hat die gegenüber der Riminitherme gelegene „Colonia Novarese“ aus faschistischer Zeit erworben. Mit dem Kauf des ehemaligen Feriencamps hat Ricci eine Diskussion um Erinnerung und Erhaltung angestoßen. Der Transformationsprozess hat begonnen. Wie kann eine neue Nutzung aussehen?

© NOW Collective

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